Jäher Stopp für Radschnellverbindung zwischen Heidenheim und Aalen
Die ADFC-Kreisverbände Heidenheim und Aalen fordern seit geraumer Zeit eine Radschnellverbindung auf der Achse zwischen beiden Städten westlich der Bahnlinie. Dieser von Bund und Land finanzierte Fahrradstandard baut hohe Hürden auf.
So gilt eine Potenzialstudie als Voraussetzung für eine weitere Planung. Die Untersuchung dazu wurde im Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt des Kreistags im Dezember 2022 vorgestellt.
Radschnellverbindung bezeichnet in Baden-Württemberg das, was in anderen Bundesländern Radschnellweg heißt. Die Trasse wird weitgehend kreuzungsfrei gewählt, soll mindesten drei Meter breit sein und weist hohe Anforderungen an die Oberfläche auf, kurzum sie soll die Radler möglichst schnell und komfortabel voranbringen.
Der zwischenzeitlich gegründete Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim hatte eine „schnelle Radwegverbindung“ als Ziel ausgegeben, die parallel zur B 19 gebaut werden soll. Diese reicht jedoch bei weitem nicht an den Standard einer „Radschnellverbindung“ heran. In beiden Landratsämtern war man stillschweigend davon ausgegangen, dass das vom Bund geforderte Potenzial von 2000 Radfahrenden pro Tag nicht erreicht werde. Das Drängen des ADFC führte, nachdem auch die Führungen in beiden Landratsämtern gewechselt hatten, dazu, dass eine Untersuchung des Potenzials in Auftrag gegeben wurde.
Julia Bresagk stellte die Untersuchung des Radler-Aufkommens vor. Die Mitarbeiterin des beauftragten Ingenieurbüros zählte bzw. errechnete zwischen Heidenheim und Königsbronn 640, zwischen Königsbronn und Oberkochen 740 und zwischen Oberkochen und Aalen mehr als 1600 Radlerinnen und Radler pro Tag. Allenfalls letztere Strecke erfülle die Voraussetzung, in die weitere Planung einzusteigen, erklärte sie. Bresagk meinte jedoch, dass Radwegplanung eine “Angebotsplanung“ sein müsse, was bedeutet, dass zuerst ein guter Radweg vorhanden sein muss, ehe man ein höheres Potenzial erwarten dürfe. Dem stimmte auch Karin Fuchs in ihrem Kommentar der Heidenheimer Zeitung vom 16.12.2022 zu.
Landrat Polta zeigte sich enttäuscht und sagte, ihm sei die ganze Strecke wichtig, nicht nur die Teilstrecke Oberkochen Aalen. Zuerst müsse der Engpass Königsbronn beseitigt werden. Er setze sich für eine „Radvorrangroute“ ein, und erläuterte, dass das Land einen entsprechend niederschwelligen Standard entwickle.
Der ADFC-Kreisverband steht hinter dem Konzept einer „Angebotsplanung“. Ihm ist jedoch klar, dass der Bund (noch unter Verkehrsminister Scheuer) eine so hohe Hürde aufgebaut hat, dass vorerst nur in Ballungsgebieten Radschnellverbindungen zustande kommen werden. Die Verkehrsprobleme zwischen Heidenheim und Aalen müssen folgerichtig weiter wachsen, bevor eine Radschnellverbindung zustande kommt, sofern der neue Verkehrsminister die Hürden nicht senkt und mehr Mittel für den Radverkehr zur Verfügung stellt. Mit „Vorrangroute“ habe Landrat Polta offenbar die vom Mobilitätspakt favorisierte Route entlang der B 19 im Auge, kommenbtierte der ADFC. Denn nur auf dieser gäbe es den von ihm zitierten Engpass, westlich der Bahnlinie nicht.
Radvorrangroute
Der Standard "Radvorrangroute" wird von der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK) empfohlen. Freiburg ist bisher als einzige Stadt in Baden-Württemberg bekannt geworden, die innerhalb des Stadtgebiets bisher zwei Radvorrangrouten eingerichtet hat. Bald werden es drei sein.Wie der Name sagt, bekommen die Radler an einigen Kreuzungen Vorfahrt vor dem Autoverkehr.