Kombination ÖV mit Rad schneller als PKW
Wird der ÖPNV mit dem Rad kombiniert, ergeben sich kürzere Fahrzeiten als mit dem Pkw zum Industriegebiet Oberkochen Süd. Dies ergibt eine Untersuchung des ADFC Heidenheim.
Das grau-grüne Gebilde vor dem Heidenheimer Bahnhof (Bild) nimmt der Heidenheimer ADFC als Kernstück einer neuen Mobilität wahr: der multimodalen Mobilität. Der Begriff besagt, dass Reisende für eine Strecke mehrere Verkehrsmittel nutzen können sollten. Nach Ergebnissen der Untersuchung des ADFC spielt das Fahrrad eine wichtige Rolle in der mehrgliedrigen Reisekette.
Dank der Weitsicht von Bahn und Stadt Heidenheim ist der Bahnhof zum multimodalen Knoten (MMK) geworden. Zu einem modernen MMK gehören neben einem Fahrradeinstellplatz eine Bushaltestelle oder ein Busbahnhof, ein Taxiplatz, ein Carsharing-Angebot und ein Parkhaus für Pkw.
Der Ausbau des multimodalen Systems kann nach Überzeugung des ADFC im besten Fall dazu beitragen, Verkehrsprobleme zu lösen, im konkreten Fall die Staus in Schnaitheim und Königsbronn aufzulösen, auf jeden Fall aber zu reduzieren. Diese hindern derzeit nicht nur die Pendler daran, ihre Arbeitsstätte im Industriegebiet zwischen Königsbronn und Oberkochen zügig zu erreichen, sondern belasten auch die Einwohner in den besagten Ortschaften in erheblichem Maße. Der Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim arbeitet bekanntlich daran, dass diese Staus weniger werden.
Der ADFC untersuchte die Ausstattung der MMK im Kreis Heidenheim und im angrenzenden Oberkochen, ermittelte die Fahrzeiten der durch Staus betroffenen Pkw, recherchierte die Angebote von Bahn und öffentlichen Buslinien, berechnete die Fahrzeiten bei Kombination von Bahn mit Bus sowie von Bahn mit Fahrrad. Die ausführliche Untersuchung ist unter „Medien zum Artikel“ nachzulesen. Dort findet sich auch eine Skizze zu den MMK, von welchen es an bestimmten Stellen an der Kocher-Brenz-Achse nach Auffassung des ADFC noch mehr geben muss.
Das Ergebnis wird hier kurz zusammengefasst. Von Heidenheim aus beträgt die Fahrzeit zu Zeiss SMT zu Stauzeiten 26 Minuten. Diese Zeit kann im Morgenverkehr (nur dieser wurde exemplarisch untersucht) von keinem öffentlichen Verkehrsmittel unterboten werden. Lediglich der Werksbus von Zeiss, der ab ZOH Heidenheim ausschließlich Mitarbeiter befördert, schafft es laut Fahrplan in 22 Minuten. Des Weiteren wurde die Kombination von Bahn und Bus sowie Bahn und Fahrrad & Co. (Abkürzung für Fahrrad, Pedelec, Faltrad, E-Scooter, Rennrad und S-Pedelec) untersucht. Die absolut kürzeste Fahrzeit wird bei der Verbindung Heidenheim ab 9:00 Uhr mit Bahn und Werksbus beim Umstieg in Königsbronn erzielt: 17 Minuten, also fast 10 Minuten kürzer als ein Pkw! Bei der Kombination Bahn und Fahrrad & Co. ergaben sich durchweg kürzere oder annähernd gleich kurze Fahrzeiten. Die kürzesten Fahrzeiten erzielen nicht unerwartet S-Pedelec-Fahrer: 18 Minuten bei Nutzung des IRE und Umstieg im MMK Oberkochen! Die zugehörigen Tabellen findet man in der Untersuchung des ADFC unter „Medien zum Artikel“.
Das Fahrrad wird entweder in der Bahn mitgenommen oder man nutzt das eigene in einer Fahrradbox deponierte Fahrrad zur Weiterfahrt – in Königsbronn gibt es 12 Stück davon. Leider verfügt der MMK Oberkochen nicht über Fahrradboxen, obwohl hier deren Nutzen auf der Hand läge.
Einige Pendler haben sich Falträder oder E-Scooter mit Straßenzulassung angeschafft, weil der Platz für die Fahrradmitnahme im Zug oft begrenzt ist oder weil sie das Gedränge im Radabteil umgehen wollen. In gefaltetem Zustand gelten diese als Handgepäck. Beide eignen sich hervorragend, um z.B. die nur ca. 3,5 km kurze Strecke ab Bahnhof Königsbronn bzw. die 2,3 km ab Bahnhof Oberkochen zum Industriegebiet zurückzulegen.
Vorteil von Fahrrad & Co ist außerdem, dass man sie schon von zuhause aus zum nächsten MMK und im Ziel-MMK zur Weiterfahrt nutzen kann. Außerdem lässt sich das Ziel direkter anfahren als mit Bahn oder Bus, wo jeweils noch ein Fußweg anfällt.
Zu guter Letzt wurde auch die Direktfahrt von Heidenheim, Friedrichstraße bis Zeiss SMT mit dem Fahrrad untersucht. Je nach Durchschnittsgeschwindigkeit wurden für die 13,5 Kilometer lange Strecke zwischen 45 und 27 Minuten errechnet, letztere bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h, welche nur von Rennradlern oder S-Pedelec-Fahrern erreicht werden kann. Diese Fahrzeit liegt somit annähernd gleichauf mit der von Pkws.