Der Fahrradklimatest 2022 - ADFC Heidenheim

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Heidenheim

Gemeinsamer Abschluss des Stadtradelns © Werner Hertwig

Der Fahrradklimatest 2022

Der nächste Fahrradklimatest (FKT) steht voraussichtlich im Herbst 2024 an. Mit diesem Artikel wollen wir die Ergebnisse von 2022 aufarbeiten.

Unsere Leser wollen wir damit bereits jetzt für FKT 2024 sensibilisieren und motivieren. Sie können áuch nachvollziehen, ob die angesprochenen Probleme in den Kommunen seit 2022 angegangen wurden.

Die hier dargelegten Ergebnisse wurden im April 2023 veröffentlicht. Durch rund 245.000 Radfahrende wurden in Deutschland 1.114 Städte und Gemeinden mittels eines Onlinefragebogens bewertet. Bei Orten mit unter 100.000 Einwohnern verdreifachte sich die Anzahl der Teilnehmenden seit 2012. Siehe dazu die Grafik: Immer mehr Menschen ist das Radfahren wichtig.

In der Gesamtheit beschäftigt die Radfahrer 2022 im Positiven:

  • Erreichbarkeit des Stadtzentrums, Note 2,7
  • In Gegenrichtung geöffnete Einbahnstraßen, Note 2,7
  • Zügiges Radfahren, Note 3,1

Im Negativen:

  • Breite der Wege für Radfahrende, Note 4,7
  • Falschparkkontrolle auf Radwegen, Note 4,7
  • Führung an Baustellten, Note 4,7

Das Fahrradklima in Deutschland ist weiter unbefriedigend, wobei leichte Verbesserungen in den Großstädten über 500.00 Einwohner zu erkennen sind. So wurden Verbesserungen beim Angebot von öffentlichen Rädern, Abstellanlagen und Falschparkkontrolle positiver bewertet. Im ländlichen Raum stagniert die Verkehrswende. Siehe dazu die Grafik: Das Fahrradklima bleibt weiterhin ausbaufähig.

Im Kreis Heidenheim haben es die Kommunen und Mitglieder des ADFC geschafft, dass mehr Radfahrende am Fahrradklimatest teilnahmen. Positiv zu vermelden war, dass die magische Teilnehmerzahl von 50  (Orte unter 100.000 EW) von einer weiteren Gemeinde, nämlich Königsbronn erreicht wurde. Sie kam damit in die Auswertungen. Weiter positiv anzumerken ist, dass über 750 Radfahrende im Kreis an der Befragung teilnahmen. Dies entspricht einen Zuwachs gegenüber 2020 von ca. 59%.

Wir vom ADFC KV Heidenheim wünschen uns, dass für den FKT 2024 weitere Gemeinden die Teilnehmerzahl von 50 erreichen, um in die Auswertung zu kommen. Im Folgenden ein Vergleich zu 2020:

Ort

TN 2020

TN 2022

Zuwachs %

Heidenheim

179

265

48,0 %

Giengen

77

102

32,5 %

Gerstetten

77

85

10,4 %

Herbrechtingen

53

74

39,6 %

Königsbronn

31

101

225,8 %

 

 

 

 

Niederstotzingen

5

3

-40,0 %

Sontheim

2

16

700,0 %

Hermaringen

3

42

1300,0 %

Nattheim

7

41

485,7 %

Steinheim

39

22

-43,6 %

Dischingen

1

4

300,0 %

Gesamt

474

755

59,3 %

Werden die Gemeinden betrachtet, welche es in die Auswertung geschafft haben, kann man feststellen, dass die Teilnehmenden jeweils ihre Gemeinden, Heidenheim, Giengen und Herbrechtingen im Schnitt schlechter bewertet haben. Positiv entwickelt hat sich das Endergebnis in Gerstetten und Königsbronn. Siehe dazu das Diagramm: Bewertungen im Kreis Heidenheim

Im Mittel bewerteten die Radfahrer aus Heidenheim, Giengen, Gerstetten, Herbrechtingen und Königsbronn positiv:

  • Erreichbarkeit Stadtzentrum, Note 2,9
  • Fahrraddiebstahl, Note 3,1
  • Zügiges Radfahren, Note 3,1

Die negativsten Punkte im Kreis waren im Mittel:

  • Ampelschaltung für Radfahrer und Falschparkkontrolle auf Radwegen, Note 4,7
  • Führung durch Baustellen und Fahrradmitnahme ÖV, Note 4,8
  • Öffentliche Fahrräder/Fahrradverleih, Note 5,5

Auffallend ist die grundlegend schlechte Bewertung bei öffentlich zugänglichen Leihfahrrädern. Ob sich hieraus ein Bedürfnis nach mehr öffentlichen Fahrrädern/Fahrradverleih ableiten lässt, erschließt sich aufgrund der Fragestellung nicht. Allerdings könnte hier auch ein Bedarf an Leihfahrrädern gesehen werden. Dahinter würde der Wusch stecken, die letzte Meile zum Beschäftigungsort zurückzulegen. Speziell in Heidenheim können die großen Firmen wie Voith und Hartmann vom Bahnhof und der Innenstadt aus teilweise nur schlecht zu Fuß erreicht werden. Hier würde ein durchdachtes Leihradkonzept Sinn machen. Durch eine gemeinsame Finanzierung durch Arbeitgeber, Stadt und Landkreis könnte es schnell realisiert werden.

Nach wie vor ist das Parken auf Fahrradwegen ein besonderes Ärgernis. Die Teilnehmer am FKT bemängeln flächendeckend den laxen Umgang der Ordnungsbehörden beim Parken auf Fahrradwegen. Dass sich die Fahrradmitnahme in den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Teil als sehr schwierig erweist, zeigen mehrere überregionale Artikel in den öffentlichen Medien. Vor allem Betroffene auf dem Land haben hier sehr große Nachteile, da im Regelfall die eingesetzten Busse keine Fahrräder mitnehmen oder nur mit Zustimmung des Busfahrers. Ziel ist hier, die öffentlichen Verkehrsmittel so aufzustellen, dass eine Fahrradmitnahme unkompliziert und ohne zusätzliche Kosten vonstattengehen kann. In BW ist eine kostenfreie Mitnahme der Fahrräder auf zahlreichen Strecken der Bahn möglich, allerdings ist die Anzahl der Stellplätze noch sehr gering. Auch bezüglich der Barrierefreiheit in den Bahnhöfen liegt noch einiges im Argen. Nicht funktionierende oder nicht vorhandene Fahrstühle sowie zu hohe Ladekanten erschweren den Zugang zu den Zügen.

Die Führung durch Baustellen im Kreis, könnte durch konsequente Ausschilderung leicht entschärft werden.

Auch schnell abzustellende Missstände wie Reinigung und Winterdienst auf Radwegen sowie das Öffnen von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Fahrradfahrer wurde jeweils mit einer Schulnote größer 4,0 bewertet. In diesen Punkten könnten die Stadtverwaltungen mit geringem Aufwand für mehr Zufriedenheit bei Radfahrern sorgen.


https://heidenheim.adfc.de/pressemitteilung/der-fahrradklimatest-2022

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